30 Okt Erlebnisbericht aus dem Ahrntal Juli/August 2019
Die Idee unseres Einsatzes reifte schon einige Zeit. Mitte Mai haben wir uns aus mehreren Vorschlägen für unseren Hof entschieden. Natürlich haben wir uns zuvor über die Homepage des Vereines angemeldet, führten ein sehr gutes und informatives Telefonat in dem uns alles Allgemeine beantwortet wurde. Details über was und wie klärt man ohnehin mit den Bauersleuten direkt. Auch das ging offen und unkompliziert bei einem Telefonat. Am 21.07. kamen wir also in einem kleinen Dorf im Ahrntal an. Der Hof lag am Ortsende etwas versteckt. Die Altbäuerin begrüßte uns und strahlte über das braungebrannte Gesicht.
Der Hof liegt auf 1.350m und besteht aus einem alten Bauernhaus, großem Stadel und hat ca. 13 ha Wiesen; das meiste davon Hanglage. Die 24 Viecher waren bei unserer Ankunft bereits auf der zum Hof gehörenden Alm. Hühner, Hunde, Katze und Bienen leben mit der Altbäuerin am Hof und nun waren wir schon mittendrin. Am ersten Tag lernten wir einige Familienmitglieder kennen die alle nicht am Hof leben, aber in der Nähe ihr zu Hause haben sowie den Sohn, der den Sommer mit den Kühen auf der Alm verbringt. Die Alm liegt auf 1.900m und ist mit dem Auto über eine Schotterpiste in 30 min. zu erreichen.
Wir verstauten das Gepäck in unserem Quartier (wir hatten sehr viel Zeug dabei aber brauchten auch fast alles), aßen zu Abend und ließen alles auf uns wirken. Die Altbäuerin versorgte uns jeden Tag sehr fürsorglich und hatte großen Eifer, immer etwas vegetarisches auf den Tisch zu bringen. Aber das war wirklich kein Problem, vielen Dank J
Unsere Arbeitstage verliefen völlig unterschiedlich und richteten sich immer nach dem Wetter. Gutes Wetter bedeutete meist, heute geht’s ins Heu J Alle Flächen (auch in steilen Hanglagen) konnten mit Maschinen gemäht werden, was eine große Arbeitserleichterung bedeutete. Das Einbringen des Heu´s war aber eigentlich immer mit Handarbeit verbunden. Bewaffnet mit Rechen wurde alles ordentlich in Haufen oder Bahnen zusammengetragen und im besten Fall mit einer Maschine aufgenommen. An steilen Hängen der Alm z.B. kam auch mal ein antiquarisches Holzgestell (Kraxe) zum Einsatz, womit das Heu geschleppt werden musste … körperlich anspruchsvoll. Sowohl am Hof als auf der Alm wurde das „knusprige“ Heu im Stadel lose gelagert. Meist wurde das Wetter eher am Nachmittag/Abend schlechter oder es regnete mal die Nacht über. Wir halfen beim Holz machen, beim aufräumen von Hof und Stadel, beim Herrichten des alten Hühnerstalls und kärchern des Kuhstalls, haben Holzpfosten angespitzt und neue Entwässerungsrinnen gesetzt, einen Baum gefällt, einen neuen Fahnenmast geschält und gesetzt. Es gibt immer etwas zu tun. Wir kannten uns von Tag zu Tag besser aus, trauten uns mehr zu und sahen selbständig wo etwas zu tun ist.
Alle Arbeiten fanden zum Teil in einer für uns atemberaubenden Kulisse statt, die wir sonst nur vom Wanderurlaub kennen. Auf Hof und Alm hielten wir viel zu selten inne um die wunderschöne Aussicht zu genießen. Um uns herum standen 14 3.000er zum Teil schneebedeckt. Wie für die Bauern auch, wurde dieser Anblick nach einigen Tagen fast schon Normalität. Neben der ganzen Bergromantik ist jedoch die harte Arbeit der Bauern sowie die Abhängigkeit vom Wetter sehr präsent. Manches Heu wurde durch plötzlichen Regen nass, musste wieder und wieder gewendet und getrocknet werden um es dann endlich einholen zu können … mit machen Halmen waren wir schon per DU J. Sehr beeindruckt hat uns der Zusammenhalt dieser Familie und die Mitarbeit von alt und jung. Gesundheit und körperliche Fitness ist Voraussetzung und erklärt in unserem Fall die Hilfsbedürftigkeit unserer Bauernfamilie.
Trotz viel Arbeit hatten wir doch ein wenig Zeit (am Abend oder am freien Tag) die Gegend zu erkunden. Wir besuchten Bruneck sowie andere schöne Ecken im Ahrntal und erledigten mit der Altbäuerin die regelmäßigen Einkäufe. Wir führten sie zu einem Musikfest aus und verbrachten einen sehr schönen Tag; das Tiroler Lied geht uns seitdem nicht mehr aus dem Kopf J Abends bei der Familie sprachen wir beim Essen über dies und das. In unserer zweiten Woche bekamen wir dank des Sohnes der Bäuerin leckere Pfifferling–Gerichte aufgetischt. Er sammelte fast tägl. einen Korb dieser köstlichen Waldfrucht. In der „guten Stube“ wälzten wir mit der Bäuerin alte Fotoalben und sie erzählte uns ihr Leben. Nach zwei Wochen am Hof verstanden wir dann doch einige Worte des Dialektes und der Muskelkater der ersten Woche war vergessen. Viele Eindrücke überfallen einen regelrecht während eines solchen Einsatzes und vermeintliche Probleme von zu Hause rücken weit weg. Der Abschied fiel allen sichtlich schwer; am meisten der Bäuerin und uns. Unser Abschiedsgeschenk an sie waren zwei junge Hühner Namens Martin und Klaus und wir versprachen wieder zu kommen J
Unser Fazit: es war kein Urlaub sondern eine wertschöpfende Zeit für uns und eine tatkräftige Unterstützung für sehr fleißige Menschen. Danke an Frau Thaler und ihr Team für die Organisation solcher Einsätze. Wir wissen aus eigener beruflicher Erfahrung zu schätzen, dass Ehrenamt so gelebt wird.
Martin und Edwin (die Bäuerin sagte lieber Klaus)