Erlebnisbericht aus dem Passeiertal – August 2020

Erlebnisbericht aus dem Passeiertal – August 2020

Mein Einsatz am Bergbauernhof ist schon fast drei Wochen her, und es ist höchste Zeit, dass ich mich bei Ihnen melde.

Ja, es war eine gute Zeit, und ich hoffe, ich konnte ein bisschen helfen. Wir hatten dann etwas unerwartet doch besseres Wetter, sodass nochmal etwas Grummet eingebracht werden konnte. Ich war ansonsten von morgens 6 (Stall), bis abends 7 (Stall) mit Schwerpunkt Brennholz beschäftigt, und die Mahlzeiten und der kleine Mittagsschlaf von 12:45 bis 13:30 tat gut! Der Sohn packt mit seinen 12 Jahren schon sehr ordentlich mit an und ich hoffe, dass er die Freude an der Sache behält.

Sehr interessant war das Einbringen von Almheu von den Mahdern 500m höher auf der talgegenüberliegenden Seite vom Cousin mit der Einfachseilbahn – die Bäuerin zeigte mir das Video aus Ihrer Facebook Seite – genauso ging das bei uns auch. Es sind viele Kleinigkeiten, an die man sich erinnert: Wie laut hungrige Schweine quieken, wie aufdringlich und trotzdem nett manchmal ein junger Hund (Kessy) sein kann, wie großartig schon beim Gang zum Stall die Berge rüber leuchten, wie frische Kuhscheiße im Schubkarren klebt … wie gut Vinschgauer Brot mit Erdbeermarmelade schmeckt, oder Ziege mit frischen Kartoffeln und Bohnensalat mit Thunfisch

Natürlich bekommt man auch vieles vom modernen Alltag mit: die Bäuerin arbeitet ja noch im Altersheim, der Bauer fährt jeden Tag von 9-11 Uhr Milchkannen ein, es gibt eine Beteiligung an einer Gemeinschaftsalm die auch ihre Sorgen macht, der Bauer hat seine gesundheitlichen Probleme aber auch Pläne, wie gern der junge Sohn auf die Jagd mitgeht… und irgendwie gehören da die Erntehelfer wohl schon seit einigen Jahren dazu …

Wenn ich da so etwas drüber nachdenke, ist mir schon klar, dass ungelernte Helfer nur eine kleine Hilfe sein können … im Krankheitsfall sind gelernte Betriebshelfer einfach mehr. Für mich ist eigentlich nicht klar, warum es sowas in Südtirol nicht gibt … Es ist gar nicht so einfach, in der kurzen Zeit den Helfer richtig einzuschätzen, und auch entsprechend einzusetzen. Der Hans hat das ganz gut gemacht, allerdings hätte ich manchmal etwas mehr positives Feedback schön gefunden. Getreu dem Motto: „Ned gmeckert is g’lobt gnug“ kommt man zwar halbwegs gut zurecht, aber wenn man gute Leute zum Wiederkommen motivieren möchte, muss man bissl mehr rüberbringen, und da tut sich der Hans wohl schwer. Ich hab ihn mal gefragt, ob er auch Leute hat, die regelmäßig zu Ihm kommen, und das hat er verneint. … Vielleicht war der Bauer ja auch einfach nicht recht glücklich mit mir …

Also, ich sag mal Vielen Dank (!), für Ihre tolle Organisation und die guten Einblicke – ich bin ja dann auch am Sonntag alleine noch auf die Obisell-Alm gegangen, und beim Heimfahren zum Eishof im Pfossental, wo der Nachbar im Sommer Senner ist. Ich war mit dem Motorrad auf dem Timmelsjoch und habe diesen Sommer alle Messner Museen besucht. Trotz, oder gerade wegen Corona war es ein klasse Sommer mit viel Südtirol, und wenn ich nochmal so viel Zeit habe, komme ich gerne wieder.

Vielleicht höre ich ja doch nochmal von „meinem“ Hof, oder sollten Sie ein Feedback über meinen Aufenthalt bekommen wäre ich über ihre Info dankbar. Derweil lasse ich mir die gute Erdbeermarmelade von der Bäuerin noch schmecken!

Viele liebe Grüße aus Bayern!

Ihr C. P.