Erlebnisbericht aus dem Vinschgau – August 2020

Erlebnisbericht aus dem Vinschgau – August 2020

Schon immer wollte ich, als Südtirolerin, wissen, wie das Leben eines Bergbauern aussieht. Durch den Verein wurde mir dies ermöglicht und ich bin sehr froh über diese Erfahrung.

Ich konnte einen Einblick in das tägliche Leben der Familie bekommen, mit allem was dazugehört. In der Früh zeitig aufstehen (wobei ich nicht ganz so früh im Stall war wie die Bäuerin und der Bauer) und im Stall die Tiere verpflegen. Ich durfte die Schweine füttern und ausmisten und auch den Kälbern zum fressen geben. Zudem habe ich die Kühe gestriegelt und ausgemistet und konnte von den Bauern sehr viel über die Arbeit im Stall erfahren, da sie mir jede Frage, die ich gestellt habe, mit Begeisterung beantworteten. Ich habe schon da gemerkt, wie gerne die Bauern dieser Arbeit nachgehen und wie zufrieden und glücklich sie mit dem sind, was sie machen. Sie geben etwas an die Gesellschaft ab, was nicht mehr weckzudenken ist, wie z.B. nur das Tröpfchen Milch, oder die Sahne bei der täglichen Kaffeepause im Büro oder auf der Baustelle, oder beim Kaffee und Kuchen mit Freunden… Damit die Milch im Cappuccino auch schmeckt, arbeiten viele Menschen für uns jeden Tag, damit ihre Kühe auch glücklich und zufrieden sind und gute Milch für uns geben. Nach der Stallarbeit, wenn die Kühe auf der Wiese fressen, geht es zum Frühstück. Der Kaffee natürlich mit frischer Milch und dazu selbstgebackenes Brot mit Butter und selbstgemachten Marmeladen, genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Während dem Frühstück erfuhr ich, welche Arbeiten an dem Tag zu erledigen sind. Schon in den ersten Tagen ist mir aufgefallen, wie sehr diese Arbeit vom Wetter abhängig ist. Vor allem im Sommer, wenn die Heu- oder Grummetarbeit ansteht. Da das Wetter zu Beginn der Woche nicht besonders gut war, konnte ich bei dieser Arbeit noch nicht helfen. Jedoch waren auch andere Dinge am Hof zu erledigen und ich durfte dort mithelfen. Zum Glück aber spielte das Wetter dann in der Wochenmitte mit und wir konnten an 2 Tagen auf den Wiesen das Grummet reinholen. Die Arbeit mit dem Rechen ist nicht zu unterschätzen, da sie vor allem auch wenn die Sonne scheint, sehr anstrengend ist und wenn man es nicht gewohnt ist, gleich Blasen an den Händen bekommt. Diese Dinge aber vergisst man mit dem guten Duft auf der Wiese, mit dem Rascheln des getrockneten Grummets während dem Rechnen und dem Gedanken, dass man den Leuten dort mit der Arbeit die man macht, ein wenig helfen kann. Mit der körperlichen Arbeit bekommt man natürlich auch Hunger und das Essen der Bäuerin schmeckte genauso gut wie bei meiner Oma.

Die Woche ist schnell vergangen, ich habe sehr viel gelernt und neue Erfahrungen gesammelt und durfte sehr herzliche und nette Menschen kennenlernen, die mit ihrem Leben, welches gleichzeitig auch ihre Arbeit, Freizeit und Hobby ist, mehr als nur zufrieden sind. Es ist schön zu sehen, dass es neben der hektischen Welt mit vielen gestressten und genervten Menschen noch eine andere Welt gibt, mit zufriedenen Menschen, die schätzen, was sie haben und mit dem glücklich sind, was sie machen. Dies strahlen sie auch aus und ich habe mich in der Familie sehr wohl gefühlt und konnte mich dadurch auch, trotz Arbeit, von meinem Alltag erholen. Ich finde, dass vor allem auch wir Südtiroler, die in den Städten oder im Tal in den Dörfern leben und ansonsten nichts mit Bergbauern zu tun haben, die Erfahrung unbedingt machen sollen. Wir sollten alle wissen, was es heißt, auf einem Bergbauernhof zu leben und zu arbeiten und woher die Produkte kommen, welche wir tagtäglich konsumieren.

Ich freue mich auf jeden Fall auf meinen nächsten Einsatz, wenn es sich zeitlich wieder ausgeht.

C.S.