Erlebnisbericht aus dem Vinschgau- Juli 2022

Erlebnisbericht aus dem Vinschgau- Juli 2022

Vor Corona hatte ich von der Organisation Bergbauernhilfe gehört und von der Arbeit auf den Bauernhöfen in Südtirol. Sofort war ich davon angetan.

Endlich nach 2 Jahren Corona habe ich mich durchringen können und mich bei der Organisation angemeldet. Meine Bedenken waren sehr groß: ist das was für mich, schaffe ich das körperlich, bin ich eventuell zu alt dafür? Bei einem sehr ausführlichen Telefongespräch mit der Organisation wurden mir all meine Bedenken genommen. Nun freute ich mich auf die Zeit auf einem Bauernhof.

Im Juli war es dann endlich soweit. Nach ca. 6 Stunden Autofahrt kam ich auf dem Bauernhof an. Ich wurde herzlich aufgenommen von dem Bauer und seiner Mutter. Auch die Nachbarn und Helfer aus der Verwandtschaft, denen ich gleich am ersten Tag begegnete, waren so herzlich und offen. Ich fühlte mich von Anfang an sehr wohl.

Meine Aufgaben bestanden darin, die Mutter am Vormittag bei den Arbeiten im Haus und ums Haus herum zu helfen. Der Tag begann für mich sehr gemütlich um ca. 8 Uhr mit Frühstück mit der Mutter. Sie war gesundheitlich nicht fit. Es war für mich sehr beeindruckend, mit welch einem Elan sie versuchte, ihre Aufgaben trotz gesundheitlicher Einschränkung selber zu machen.

Sobald der Bauer von der Alm kam, ging es auf das Feld (oder besser: auf die Wiese) zur Heuernte. Meine Aufgabe war, das Heu zusammenzurechen, das von der Maschine nicht aufgenommen werden konnte. Teilweise waren bei den Heuarbeiten Helfer dabei, teilweise waren der Bauer und ich alleine bei der Heuarbeit. Wenn der Heulader voll war, fuhr der Bauer zum Hof und ich blieb auf der Wiese zurück, um das liegengebliebene Heu zusammenzurechen. Bis der Bauer mit dem leeren Heulader zurück kam, war manchmal eine Pause im Schatten sehr angenehm.

Das besondere Highlight für mich war der Aufenthalt von 2 Nächten auf der Alm auf 2.300 m Höhe. Ich begleitete den Bauer am frühen Morgen auf  seiner Rundtour von ca. 4,5 Stunden. Er schaute nach allen Kühen, die auf der seiner Alm sind, ob sie vollständig und gesund sind bzw. keine Verletzung haben. Die Aussicht von da oben, die Stimmung am Morgen fand ich sehr beeindruckend und entspannend.

Nach 10 Tagen bei dem Bauern und seiner Mutter fiel mir der Abschied schwer. Ich hatte schwer gearbeitet, das Rechen auf der Wiese in der prallen Sonne war anstrengend. Teilweise bin ich auch an meinen Grenzen gekommen. Aber ich habe es geschafft. Und sogar mehr: ich fühlte mich nach jedem anstrengenden Tag am Abend trotzdem entspannt und zufrieden.

Die Zeit auf dem Bauernhof hat mir sehr gut gefallen und gutgetan. Ich konnte jeden Tag in der Natur arbeiten, hatte ein Umfeld mit grandioser Aussicht, es roch nach Heu, Kuhglocken läuteten und die landwirtschaftlichen Maschinen in dem Tal waren zu hören.

Der Einblick in das Bauernleben in Südtirol hat mich sehr beeindruckt. Es wird gearbeitet von morgens bis abends, 7 Tage die Woche, das ganze Jahr. Urlaub kennen die nicht.

Mich beeindruckte die Freundlichkeit der Menschen, die ich dort kennenlernte, die Hilfsbereitschaft untereinander, auch wenn man einige Kilometer voneinander entfernt wohnt, und die Gastfreundschaft.

Ich bin froh, dass ich mich durchringen konnte, diese ehrenamtliche Tätigkeit gemacht zu haben und auf einem Bauernhof zu helfen. Denn sonst hätte ich nie die vielen positiven Eindrücke von den Menschen und der Umgebung machen können. Eine Erfahrung, die unvergesslich bleibt und mich prägen wird.

Es war bestimmt nicht das erste und letzte Mal, dass ich in Südtirol gearbeitet habe.  Jetzt heißt es Abschied nehmen vom Bauernhof und Südtirol