14 Okt Landwirt – Oktober 2022
Helferinnen erstmals die Mehrheit
Über 1200 Freiwillige konnte der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze (VFA) heuer an Bergbäuerinnen und Bergbauern vermitteln. Als Dank dafür lud der VFA zum 26. Mal Helfer, Förderer und Gönner zum traditionellen Erntedankfest ins Bürgerhaus von Sarnthein.
Stellvertretend für alle Helferinnen und Helfer erhielten einige von ihnen eine kleine Anerkennung. Auf vielen Höfen sind Freiwillige nicht mehr wegzudenken. Sie helfen Bergbauernfamilien auf extremen Höfen auf den Feldern, im Wald, im Stall oder im Haushalt, betreuen Kleinkinder, ältere oder Menschen mit Beeinträchtigung – und das alles nur gegen Kost und Logis. Der Obmann des VFA, Georg Mayr, dankte im Namen aller Bäuerinnen und Bauern: „Die vielen Freiwilligen leisten einen wichtigen Beitrag, damit Höfe weiterbestehen.“
Auf dem traditionellen Erntedankfest im Bürgerhaus von Sarnthein ließ Mayr das Einsatzjahr Revue passieren: Erstmals seit zwei Jahren konnte der VFA auch in den Wintermonaten Freiwillige vermitteln. Insgesamt haben 1200 Freiwillige auf 265 Höfen mitgearbeitet. Dabei habe man versucht, alle Anfragen zu berücksichtigen und allen zu helfen. Auf eine Besonderheit in der bisherigen Jahresstatistik machte Mayr ebenfalls aufmerksam: „Das Jahr ist zwar noch nicht vorbei, es deutet aber alles darauf hin, dass wir in diesem Jahr erstmals mehr Frauen als Männer unter den Helfern haben werden.“ Der Großteil der Freiwilligen – über 70 Prozent – kommt weiterhin aus Deutsch_land. Die meisten Helfer sind zwischen 40 und 60 Jahre alt. „Allerdings, und das ist sehr erfreulich, ist ein Drittel der Freiwilligen jünger als 30 Jahre“, unterstrich Mayr. Insgesamt werden die Helfer bis Jahresende über 17.700 Einsatztage geleistet haben, meist auf Höfen im Vinschgau, im Burggrafenamt und im Pustertal. „Ein freiwilliger Arbeitseinsatz ist immer auch ein Stück Lebenserfahrung für beide Seiten – Helfer wie Bauern gleichermaßen. Es tut beiden Seiten gut, auch einmal neue Kontakte zu knüpfen, die vom Alltag ablenken“, betonte Mayr. Mit einem Arbeitseinsatz würden Freiwillige nicht nur den Bergbäuerinnen und Bergbauern helfen, sondern sich selbst auch etwas Gutes tun – davon berichtete Monika Thaler, die Koordinatorin des VFA: „In Gesprächen berichten mir Helferinnen und Helfer immer wieder, welche Genugtuung es für sie ist, sich körperlich zu betätigen. Auch spielt es eine Rolle, Teil einer Gemeinschaft zu sein, neue Freundschaften zu knüpfen und einen neuen Blick auf das Wesentliche zu bekommen.
Viele schätzen bei einem Einsatz zudem, für eine kurze Zeit im Einklang mit der Natur zu leben.“ Freiwilligenarbeit ist keine Selbstverständlichkeit Trotz der vielen positiven Erfahrungen, die Freiwillige bei der Mitarbeit auf einem Bergbauernhof sammeln können, bleibe diese Art der Freiwilligenarbeit keine Selbstverständlichkeit. „Auch in diesem Jahr haben wir viele kleine und große Geschichten erlebt, die für Helfer und Bauernfamilien unvergesslich bleiben. In einem akuten Notfall hat eine Fa_milie kurzfristig auf ihren gebuchten Urlaub verzichtet und stattdessen einen wertvollen Einsatz geleistet“, berichtete Thaler. Über 100 Freiwillige waren zum Erntedankfest gekommen. „Natürlich ist es nicht allen Freiwilligen aus dem Ausland möglich, an der Feier teilzunehmen. Dennoch bin ich immer wieder überrascht, wie viele sich auf den Weg machen und die Feier mit einem Kurzurlaub verbinden“, freute sich Mayr. Viel Lob und Dank gab es von den Ehrengästen: Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler unterstrich den Wert der Berglandwirtschaft für Südtirol und den Beitrag, den der VFA zu ihrem Erhalt leistet: „In anderen Regionen Italiens haben wir weitgehend entvölkerte Landstriche. Dass das bei uns nicht so ist, ist auch dem Einsatz der Helfer zu verdanken, die den Bauernfamilien das Weitermachen ermöglichen.“ Helfer sind für Berglandwirtschaft wichtige Stütze Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler hob den Einsatz von VFA-Obmann Georg Mayr hervor: „Du stehst seit der Gründung des Vereins an der Spitze und hast mit diesem Verein in diesen Jahren vielen Bergbauernfamilien Kraft und Mut gegeben.“ Die Berglandwirtschaft stehe vor vielen Schwierigkeiten, die Helfer seien mit ihrer Mitarbeit, aber auch mit ihrer moralischen Unterstützung für die Familien ein Teil der Lösung. Worte des Dankes kamen auch von Beatrix Mairhofer (Caritas), Hans Widmann (Lebenshilfe) und Tanja Rainer (Jugendring), deren Organisationen sowie der Bauernbund die Träger des Vereins sind. Besonders berührend war der Bericht von Irmgard Gorfer, einer Bäuerin aus dem Schnalstal, die seit fünf Jahren freiwillige Helfer auf ihrem Hof begrüßen darf: „Wir haben viele helfende Hände bei uns gehabt, die uns nicht nur Arbeit abgenommen, sondern auch Zeit geschenkt haben. Schon allein der Gedanke, dass man bei der schweren Arbeit nicht allein ist, gibt unendlich viel Kraft.“ Stellvertretend für die vielen freiwilligen Helfer erhielten einige von ihnen ein kleines Geschenk.
Den Wortgottesdienst auf dem Erntedankfest gestaltete der Dekan vom Sarntal, Pater Basilius Schlögl. Musikalisch umrahmt wurde er von Rosa Oberhöller und dem Reinswalder Frauenchor. Für Musik beim anschließenden geselligen Beisammen_sein sorgten die Jungen Bolgstoaner aus dem Sarntal.