18 Mrz Geo Saison – März 2023
Südtirol. Sinnvoll kostenlos
Im Büro hat das Glück keinen Geruch. In den Bergen ist das anders. Da riecht es nach Heu. Im Sommerurlaub tausche ich den Rechner gegen einen Rechen, um bei der Heuernte mitzuhelfen. Mein Lohn? Kost, Logis, die Nähe zur Natur – und das gute Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun.
So stehe ich auf einer großen Wiese bei Mühlwald im Nordosten Südtirols. An manchen Stellen fällt der Boden so steil ab, dass ich Mühe habe, das Gleichgewicht zu halten. Mit einer Heugabel wende ich das frisch gemähte Gras. Heben, wenden, fallen lassen, heben, wenden, fallen lassen. In der Monotonie denke ich an nichts. Die Arbeit fordert den Körper, der Kopf hat Urlaub. Endlich! Hin und wieder lasse ich mir die Sonne ins Gesicht scheinen. Schaue über die Bergriesen, auf deren Gipfeln der letzte Schnee liegt, und atme tief durch.
Heu! Ich kann mir keinen schöneren Duft vorstellen. Nachts schlafe ich traumlos, bis mich der Hahn weckt. Am Morgen helfe ich im Stall. Wasche Milchkannen aus. Verteile frisches Gras. Nichts lenkt ab. Ich kann mich ganz auf eine Aufgabe konzentrieren, sie in Ruhe erledigen, dann erst folgt die nächste. Am Tag meiner Abreise fühle ich mich erholt. Dabei habe ich Muskelkater, und meine Hände sind voller Schwielen. Schöne Souvenirs, finde ich, man kann sie nirgendwo kaufen.
Besonderangebot: Der Verein „Freiwillige Arbeitseinsätze in Südtirol“ vermittelt Helfende an Bergbauernhöfe – ab einer Woche und bis zu drei Monate. Gegen Kost, Logis, Haftpflicht- und Unfallversicherung, nur die Anreise muss man selbst selbst zahlen. bergbauernhilfe.it
Anreise: Mit der Bahn nach Bozen oder Meran, ab Hamburg für um die 70 €, von dort weiter mit einem Mietwagen.
Schlafen in bester Preislage: Direkt am Hof im eigenen Zimmer, manchmal gar im Heu.
Genuss für Kostenverächter: Für Verpflegung sorgt die Gastfamilie.
Kosten vor Ort: 0 €/Tag