02 Sep. Erlebnisbericht aus dem Pustertal- August 2024
Schon seit längerem spielte ich mit dem Gedanken mich bei der Südtiroler Bergbauerhilfe (VFA) anzumelden.
Dann ging es Knall auf Fall – zusätzlich 5 Tage Sonderurlaub genommen und „kinderfrei“ – das gab mir die Gelegenheit die Anmeldung weiterzuleiten.
Nach einem Tag setzten sich die Mitarbeiterinnen des VFA mit mir in Verbindung. Nach einem netten Gespräch wurden mir 3 Hofvorschläge unterbreitet, welche ich nach priorisierten Einsatzwunsch zurückmeldete.
1 Monat und kurz vor dem Einsatz telefonierte ich mit dem Bauern und klärte folgende Fragen: „Was muss ich mitbringen?“, „Was ist zu tun?“, „Welche Erfahrungen habe ich bereits in der Landwirtschaft?“, „Wo ist der Hof/Adresse?“ usw.
Die Zeit verging, wie im Flug und schon stand der Einsatztag vor der Tür. Laut Beschreibung erwarteten mich: Kühe, Jungvieh, Schafe, Ziegen, Hühner, Hunde, Katzen, steile und schwierige Wiesen am Hof, auch Bauer und seine Mutter sind gesundheitlich angeschlagen.
Nach 4 Stunden Fahrt traf ich am Hof ein, hier empfing mich die Mutter herzlich, wir machten eine Hofrunde und zeigte mir mein Zimmer und legte mir meine Arbeitskleidung (Blaumann, Gummistiefel, Handschuhe) parat. Kaffee und Kuchen gabs auch gleich ;o).
Am nächsten Tag um 7:15h begann – nach kurzer Einweisung des Bauern – die Arbeit im Stall. Ausmisten, Einstreuen, die Mädels (Kühe) schön machen, Kraftfutter und Heu verteilen. So um 8:30h gab es Frühstück, 9:30h wusch ich das Melkgeschirr. Danach machten wir (Mama, Bauer und ich) uns auf den Weg zur Alm, die auf 2200hm lag. Hier hatte der Bauer am Tag zuvor bereits gemäht. Aufgrund des unbeständigen Wetters dieses Jahr konnte noch kein Schnitt erfolgen. Immer das Wetter im Auge wurde zwischen Silo oder Heu entschieden. Schließlich wurde ein Teil per Hand gewendet und der andere Teil als Silo per Hand zusammengerecht, welches dann mit dem Ladewagen in den 800hm niedriger gelegenen Hof gebracht wurde. Ich musste das Auto des Bauern die steile Almstraße hinunterfahren – „HILFE!!!“ – habe jedoch überlebt ;o)
Zum Bettgehen überreichte mir die Mama dann den Franzbrandwein – den ich Gott sei Dank nicht brauchte ;o).
Ein langer Tag ging zu Ende – um 22.30 Uhr lang ich dann im Bett.
Am Tag drauf lief das gleiche „Früh“-Programm ab. Der gestern eingeführte Schnitt musste noch ins Hochsilo, dieser musste dann im Hochsilo eingetreten werden. Nachdem dies erledigt war, machte ich mich auf den Weg zur „Mama“ um beim Kochen zu helfen, einen Kuchen habe ich auch noch schnell gebacken. Am Nachmittag machten wir uns wieder auf den Weg zur Alm, hier wurde nochmal gewendet, da das Heu noch nicht trocken genug war. Ein Teil des Heus wurde wieder an den Hof gebracht. Mein Bett sah mich dann schon um 22 Uhr.
Die nächsten Tage waren meist von gleichem Ablauf, zusätzlich richtete ich dann in der Früh schon mal das Frühstück her und lies die Hühner raus, machte jeden 2-3 Tage einen Kuchen, auch beteiligte ich mich ein bisschen am Haushalt. Abends versorgte ich dann nochmal die Kühe und mistete aus. Die Melkarbeit war jedoch Chefsache 😉. Die weiteren Tage dauerten nicht mehr ganz so lange.
Mama sorgte stets mit ihrem super Essen für das leibliche Wohl.
Da es immer wieder ein bisschen regnete konnte nach ein paar Tagen endlich das 1. Heu in diesem Jahr eingebracht werden. Nun hieß es für mich: Ab in den Stadl und aus dem Heu einen Quader ca. 7x7x7 zu formen und einzutreten. Gott sei Dank kam nach dem 2. Ladewagen der Bruder des Bauern um mir zu helfen – „Mein Held des Tages!!!“ Denn das ständige Heu raufschmeissen, auf den Heuhügel raufklettern und eintreten und wieder runter und neues Heu raufschmeissen usw. war alleine schon sehr mühselig. Für die 3. Fuhre war ich wieder motivierter, denn zu zweit geht’s dann doch leichter. Am nächsten Tag waren es 2 Ladewagen und die Heuernte auf der Alm war abgeschlossen.
Eine schöne und arbeitsreiche Bergbauerhofzeit ging nun zu Ende – ich verabschiedete mich von der Familie und den Mädels – die ich nochmals schön gemacht hatte, Hund Lilly wollte mich fast nicht gehen lassen, was mich schon sehr rührte.
Fazit: Einen großen Respekt an alle Bergbauern die tagein und tagaus ihren Hof mit so viel Leidenschaft und Überzeugung betreiben. Schön ist auch der Zusammenhalt unter den benachbarten Bauern, Familie und Bekannten, die einfach vorbeikommen und den Rechen in die Hand nehmen und anpacken.
Ein herzliches Dankeschön an die Familie, die mir diese Einblicke, das Mitmachen ermöglicht haben und für die Gastfreundschaft.
Caro aus Raisting