17 Sep. Erlebnisbericht aus dem Sarntal – August / September 2024
Mein Einsatz als ehrenamtlicher Helfer – Eine bereichernde Erfahrung auch im Jahr 2024
Zum dritten Mal hatte ich die Gelegenheit, als ehrenamtlicher Helfer in Südtirol tätig zu sein. Dieses Jahr führte mich mein Weg ins malerische Sarntal.
Bereits in den Jahren zuvor war ich auf einem im Burggrafenamt und im Vinschgau (jeweils 2021) im Einsatz gewesen. Jede dieser Gegenden hatte ihre ganz eigene Schönheit und ihre Besonderheiten, doch eines war überall gleich: die Nähe zu den Menschen und der Natur, die diese Einsätze für mich so wertvoll machen.
Besonders intensiv war der Kontakt zu den Bergbauernfamilien. Ich durfte nicht nur mit ihnen arbeiten, sondern auch mit ihnen leben – oft mit drei Generationen unter einem Dach. Der Altbauer, der seine Erfahrungen und Weisheiten weitergibt, der Bauer, der den Betrieb führt, und die Enkel, die bereits in die Fußstapfen ihrer Eltern und Großeltern treten – diese enge Familienstruktur und das starke soziale Netzwerk, das hier gelebt wird, beeindruckten mich zutiefst. Es war faszinierend zu sehen, wie jeder seinen Platz und seine Aufgabe hat, und wie stark der Zusammenhalt ist.
Ein wichtiger Teil meiner Arbeit war stets die Feldarbeit. Ob beim Ernten oder der Pflege der Felder – die Arbeit mit den Händen in der Erde, in direktem Kontakt mit der Natur, hat mich immer wieder geerdet. Holzmachen hat eine ganz besondere Energie. Es ist nicht nur körperlich anstrengend, sondern auch eine Tätigkeit, bei der man die rohe Kraft der Natur hautnah spüren kann. Beim Spalten des Holzes wird diese Kraft sichtbar, fast greifbar. Jedes spalten entfaltet eine eigene Dynamik, bei der die gespeicherte Energie des Holzes freigesetzt wird. Es knackt, splittert und zeigt seine Widerstandsfähigkeit – ein Dialog zwischen Mensch und Natur. Und dann ist da noch der Duft. Der Geruch von frischem Holz, der sich je nach Baumart völlig anders entfaltet. Harzige Kiefer, würzige Lärche oder das milde Aroma von Zirbe – jede Holzart hat ihre eigene Duftnote, die sich beim Spalten intensiviert. Dieser Moment, wenn man kurz innehält, um den Geruch in sich aufzunehmen, ist genauso wertvoll wie das körperliche Arbeiten selbst. Ein Erlebnis, das den Kopf frei macht und einen mit der Natur verbindet.
Die Tage begannen früh und endeten oft erst, wenn die Sonne langsam hinter den Bergen verschwand. Müde, aber erfüllt kehrten wir abends auf den Hof zurück. Beim gemeinsamen Abendessen, das mit einem kurzen Tischgebet begann, und oft aus frischen und selbst angebauten Zutaten bestand, war die Dankbarkeit für die geleistete Arbeit spürbar – eine einfache, aber intensive Zufriedenheit.
Besonders prägend waren für mich auch die Momente mit den Tieren. Ob es nun die Kühe im Stall, die Schafe auf der Weide oder die Hühner im Hof waren – es war ein Privileg, mit diesen Tieren Zeit zu verbringen und zu ihrer Versorgung beizutragen. Sie vermittelten eine Ruhe und Erdung, die man im hektischen Alltag oft vermisst. Diese tägliche Verbindung zur Natur und ihren Lebewesen ließ mich vieles mit anderen Augen sehen.
Natürlich gab es dabei immer einiges zu planen, denn der Tagesablauf eines Bauern folgt einem festen Rhythmus, der durch die Natur vorgegeben wird. Gleichzeitig war Flexibilität gefragt: Oft mussten wir spontan auf das Wetter oder unerwartete Ereignisse reagieren. Diese Mischung aus Struktur und improvisiertem Arbeiten machte für mich den Reiz dieser Einsätze aus.
Eine der größten Lektionen, die ich aus dieser Zeit mitgenommen habe, ist der Perspektivenwechsel. Die Tage waren körperlich oft anstrengend, und ich konnte spüren, wie meine Muskeln mit der Zeit wuchsen. Doch es war nicht nur der Körper, der sich veränderte – auch meine innere Haltung. Die harte Arbeit auf dem Feld und im Stall, das einfache, aber erfüllende Leben auf dem Hof und der enge Kontakt zu den Menschen und zur Natur lehrten mich Demut. Ich habe gelernt, die kleinen Dinge im Leben wahrzunehmen und mehr zu schätzen, und dafür bin ich zutiefst dankbar.
Danke an dieser Stelle auch an das Team um Monika Thaler von der Bergbauernhilfe Südtirol bzw. Südtiroler Bauernbund in Bozen. Sie bringt die suchenden Bergbauern und die Arbeitswilligen zusammen. Sicher nicht immer einfach.
Ich kann jedem, der auf der Suche nach einem Perspektivenwechsel ist, diese Erfahrung ans Herz legen. Die Tage auf den Höfen, die Gespräche mit den Menschen und die intensive Verbindung zur Natur hinterlassen Spuren und geben einem so viel zurück. Für all das bin ich sehr dankbar – es war dieses Jahr, wiedermal eine Zeit, die ich nie vergessen werde.
Bis bald.
Herzlich
Alexander