10 Aug Erlebnisbericht aus dem Ahrntal Juli 2020
Bericht meiner Zeit als Erntehelferin auf einem Hof im Ahrntal vom 16.-25. Juli 2020
Nach langer Anfahrt kam ich kurz vor dem Mittagessen auf dem Hof an. Ich wurde von meiner Vorgängerin direkt nett in Empfang genommen. Sie brachte mich zu der Altbäuerin, die mich herzlich begrüßte und wie selbstverständlich am Mittagstisch Platz nehmen ließ. Die Helferin vor mir führte mich dann in die täglichen Aufgaben im Stall ein: Misten (bzw. die automatische Mistmaschine bedienen), einstreuen, füttern, während Michael melkt, sich um Heu- und Grasnachschub kümmert und weitere anfallende Arbeiten erledigt.
Ansonsten begann der Einsatz ruhig und überschaubar, die Helferin wies mich noch in das Reinigen des Milchfasses ein, das täglich an die Straße gestellt und von der Molkerei abgeholt wird. Eine ganz schön kraftraubende Angelegenheit! Während auch der zweite Tag eher ruhig ablief, bekam ich am Tag darauf einen ersten Geschmack davon, was die Arbeit auf einem Bergbauernhof bedeutet.
Nach dem Frühstück mähte der Bauer ein Stück Wiese mit einem Handmähgerät aus seinem umfangreichen Fuhrpark, während ich das Gras mit dem Rechen zusammenharkte.
Am Nachmittag fuhren wir dann auf die Alm, um dort – bei Regen und eisigem Wind – Heu zu wenden, für das dringend Sonnenschein vonnöten war. Dies gab einen weiteren Einblick: wie sehr die Bauern vom Wetter abhängig sind und sich den klimatischen Begebenheiten notgedrungen anpassen müssen.
Für mich bedeutete dieser Tag lange Arme und steife Knie, so dass ich am nächsten Tag – wie immer um 6 Uhr früh – kaum aus dem Bett kam, um in den Stall zu gehen.
Da es Sonntag war (und das Heu noch nicht geerntet werden konnte), bekam ich nach der Stallarbeit den Tag frei, so dass ich die Zeit nutzte, um das Ahrntal näher kennenzulernen, und bis zum nächsten Ort fuhr, um dort eine Wanderung zu unternehmen und die beeindruckende Südtiroler Berglandschaft zu genießen. Bei einem Stopp auf einer Alm wurde ich von den Bauersleuten dort nett bewirtet und die Bäuerin erzählte mir von ihrem Leben auf dem Hof im Winter und auf zwei Almen zur restlichen Zeit des Jahres. Beeindruckend!
Am Montag wurde ein Kälbchen geboren, das direkt von seiner Mutter getrennt wurde und von nun an gefüttert werden musste. Anfangs war es ganz schön schwierig, bis das Kälbchen den Schnuller an dem Eimer fand – einmal wurde ich in Milch getränkt, da das Kälbchen ungeduldig gegen den Schnuller stieß.
Danach ging es auf die Alm zum Heuwenden – und Einfahren der ersten Fuhre. Die Mutter des Bauern, die sich um die Gästezimmer kümmert, die Erntehelfer verpflegt und auch auf dem Feld mit anfasst, wenn Hilfe gebraucht wird, sowie ein Freund der Familie, fuhren mit auf die Alm, wo wir das Heu zu Reihen rechten, so dass der Bauer mit seinem Heuwagen darüber fahren konnten. Die zweite Fuhre musste noch trocknen und sollte am kommenden Nachmittag eingebracht werden.
Dienstagvormittag schien außer der üblichen Arbeit nichts anzustehen, so dass ich mich auf eine kleine Wanderung zu einer nahegelegenen Hütte begab, um nach dem Mittag zur Heuernte wieder da zu sein. Tja, daraus wurde leider nichts: als ich wiederkam, hatten sich der Bauer und seine Partnerin samt zweijähriger Tochter und der Altbäuerin bereits auf den Weg gemacht, da der Himmel plötzlich schwarz geworden war. Kurzfristige Planänderung, Heueinfahren sofort, um keinen Regenguss auf das endlich trockene Heu zu riskieren – und ich hatte meinen Einsatz verpasst! Die Wolken verzogen sich dann so schnell, wie sie gekommen waren, was aber im Vorfeld nicht abzusehen gewesen war.
Am folgenden Tag nahmen wir uns als größeres Projekt vor, den Hühnerstall weiterzubauen, an dem der Bauer in den vergangenen Wochen immer mal wieder mit diversen Erntehelfern gearbeitet hatte. Es galt, Futtertröge aus dem ehemaligen Kälberstall herauszureißen, einen Durchbruch nach draußen zu machen, Sitzstangen anzubringen, den Stall zu streichen, einen mobilen Zaun zu bauen etc., so dass tatsächlich noch vor meiner Abfahrt 6 Hühner dort einziehen konnten.
Am Donnerstag fuhren wir schließlich zu einem benachbarten Ziegenhof, um dort bei der Heuernte zu helfen. Hier steht gegenseitige Unterstützung an, wenn Not am Mann ist!
Am letzten Tag schließlich bekam ich noch einen kleinen Einblick in die Arbeit eines BERG-Bauern! Der Bauer mähte mit einer riesigen Handmähmaschine einen Steilhang, auf dem ich kaum stehen konnte, um das Gras zusammenzuharken – und das im Wettlauf gegen das Wetter, da der Regen immer stärker wurde.
Alles in allem war die Zeit auf dem Hof in vielerlei Hinsicht bereichernd und beeindruckend. Es hat gezeigt, wie sehr die Arbeit von Wind und Wetter abhängt, welch harte Arbeit notwendig ist, um relativ kleine Erträge zu erzielen.
Ich bedanke mich herzlich bei der Familie, die mich von Beginn an wie selbstverständlich aufgenommen haben, sowie auch bei dem Verein Südtiroler Bergbauernhilfe für die schnelle, unkomplizierte Kommunikation sowie zuverlässige Abwicklung.
Alexandra Revering