25 Sep Erlebnisbericht aus dem Eisacktal – August/September 2020
Urlaub mal anders;
Jeden Morgen um punkt neun Uhr fährt der Bauer mit dem Milchfass ins Tal. Im Pardell wartet der Tankwagen der Genossenschaft. 100 Liter liefern seine 7 Milchkühe im Schnitt pro Tag. Das Geld dafür reicht gerade zum Überleben. Dafür arbeitet er 365 Tage im Jahr, täglich an Sonn- und Feiertagen, an Weihnachten und Neujahr….
Als ich auf dem Hof ankomme, gehe ich gleich in den Stall, Kühe striegeln. Danach bereite ich das Abendessen vor. Gemütlich brennt das Feuer im Herd. Am Ende des Tages genehmigen wir uns ein Glas Wein und reden über Gott und die Welt.
Der nächste Tag beginnt für mich gegen 7 Uhr. Ich gehe in den Stall und darf das frisch geborene Kalb mit der Flasche füttern. Danach nehme ich mir einen Topf frische Kuhmilch und bereite das Frühstück vor. Bei warmen Brötchen und leckerem Kaffee reden wir über das was an diesem Tag alles erledigt werden muss.
Neben 7 Milchkühen im Stall hat der Bauer noch 7 Kälber, zwei sind auf der Alm, drei im Stall und zwei auf der Wiese vor dem Hof. Hella und Heide laufen fast täglich weg und müssen mit Brot wieder zurück auf den Hof getrieben werden. Das kann auch mal zwei bis drei Stunden dauern.
Danach muss das Heu im Stall aufgefüllt werden. Besonders viel Spaß macht es, das Heu aufzustocken, also barfuß das Heu an den Seiten feststampfen. Dann steht kochen auf dem Plan. Dreimal habe ich in den Tagen dort frische Pfifferlinge gesammelt und zubereitet. Ein echtes kulinarisches Highlight.
An schönen Tagen steht die Heuernte auf dem Plan. An steilen Hängen muss das trockene Gras von Hand zusammengerecht werden. Bei Hitze und unter Zeitdruck eine schweißtreibende Arbeit. Jederzeit kann der Regen einsetzten und das Heu zerstören.
Egal wo und wann ich das Haus oder das Wirtschaftsgebäude verlasse, der Blick ins Tal ist immer faszinierend. Mal leicht bewölkt, mal bedrohlich dunkel, mal wolkenlos und unendlich weit.
Es war mein erster Arbeitseinsatz auf einem Südtiroler Bauernhof, aber sicher nicht mein letzter. Es war in vieler Hinsicht eine Herausforderung, vor allem körperlich, menschlich und auch tierisch. Diese Zeit hat mir unter anderem gezeigt wie wertvoll ein Liter Milch ist und vor allem, wie hart das Leben eines Bergbauern ist.
C.K.