11 Sep Erlebnisbericht aus dem Passeier- und dem Wipptal – August 2020
Sehr geehrte Damen und Herren,
nach anstrengenden, aber guten Tagen, hier – auch zu meiner Erinnerung – eine kurze Beschreibung meiner Tätigkeit.
Bergbauernhof im Passeiertal
Der Bauer muss um 5.00 Uhr aufstehen um die Milch rechtzeitig zur Sammelstelle zu bringen. Meine Arbeit begann um 7.00 Uhr im Stall mit ausmisten usw. Frühstück um 9.00 Uhr.
Danach Feldarbeit (mähen, wenden, zusammenrechen, aufladen) bis zum Mittagessen.
Bei der Feldarbeit konnte noch der Bruder und ein Freund/Bekannter helfen, aber alters.- bzw. gesundheitsbedingt ist es vielleicht schon im nächsten Jahr nicht mehr möglich.
Das Mittagessen wurde von seiner Schwester, bzw. ihrem Ehemann vorbereitet.
Dann etwa 20-30 min Pause. Danach wieder Feldarbeit usw. bis etwa 18.00 Uhr.
Gegen 18.00 Uhr Abendessen, aber ohne den Bauer. Er war schon im Stall.
Nach dem Abendessen ging ich zum Ausmisten in den Stall, maximal 1 Stunde.
Gegen 21.00 Uhr hat der Bauer sein Abendessen eingenommen.
Sehr nette und liebenswürdige Menschen. Gutes Essen, alles andere einfach, aber ok.
Ich glaube, dass sie sich gefreut haben, dass ich da war und etwas geholfen habe. Vielleicht weil nicht so viele Helfer zu ihnen kommen. Ich habe mich sehr, sehr wohl gefühlt (gerne würde ich im Haus aufräumen).
Ich frage mich, wie geht es weiter mit dem Hof, wenn der Bauer nicht mehr kann. Ich denke, eigentlich müsste er jetzt schon mehr oder weniger aufhören, bzw. reduzieren, da die körperliche Belastung gesundheitlich eher schädlich ist.
„Ich stelle mir die Frage, was müsste 1 Liter Milch, 1kg Butter, ein Stück Fleisch kosten, wenn der Bauer eine 40-Stunden-Woche hätte?“
Bergbauernhof im Wipptal
Der Bauer und seine Mutter fingen 6:30 mit der Stallarbeit an (melken usw.). Ich half ab 7:00 mit Zubringerarbeiten und Ausmisten von 8 der 16 Kühen. Die automatische Entmistungsanlage funktioniert nur auf einer Stallseite. Auf diesem Bauernhof fiel mir das Misten schwerer, weil die Rinne für den automatischen Abtransport des Mistes konstruiert war und man mit der Schaufel schlechter an den Mist herankam als bei dem vorherigen Bauernhof. Aus diesem Grund ließ ich mir eine kleinere Schaufel geben, weil mir die Originalschaufel mit dem Mist zu schwer war. Für mich waren es dann etwa mehr als 100 Schaufeln (morgens und dann wieder 100 am Abend) die mit dem Schubkarren zum Misthaufen gefahren werden mussten. Der Bauer benötigt bestimmt halb so viele Schaufeln, da er mehr auf die Schippe nehmen kann als ich.
9:00 Frühstück
Dann vorbereiten des Heus für den Tag und andere kleinere Arbeiten usw.
Danach Feldarbeit.
Etwa 13.00 Uhr Mittagessen (einmal um 16 Uhr wegen Feldarbeit)
Danach bis etwa 17:30 Feldarbeit, einmal Arbeiten am Weidezaun.
18:00-20:30 Stallarbeit
21:00 Abendessen
Nach dem Abendessen ging der Bauer nochmals in den Stall um u.a. auch Futter für den nächsten Tag vorzubereiten.
Der Arbeitstag von morgens 7:00 Uhr bis abends fast 21:00 Uhr hat mich (besonders wegen des Mistens) schon sehr angestrengt. Aber der Bauer und seine Mutter haben noch länger und mehr gearbeitet als ich!!!
Während auf dem Hof im Passeiertal anscheinend nur selten Helfer kommen, sind auf diesem Hof wohl öfters Helfer im Einsatz. Auch ist der Bauer jünger und fitter und so war mein Eindruck, dass die Erwartungshaltung hier an die Helfer routinierter und höher ist. Letztendlich musste die Arbeit ja gemacht werden. Vielleicht sollte man das bei der Anfrage berücksichtigen und kommunizieren. Das soll keine Kritik sein, sondern nur meinen Eindruck widerspiegeln, dass man als 70jähriger ohne große landwirtschaftliche Erfahrung noch fit sein muss um eine Hilfe für den Bauernhof zu sein.
Die Unterkunft war sehr gut und die Verpflegung war auch gut und mehr als ich essen konnte. Dabei habe ich auch gegen meine Gewohnheit jeden Abend Wein getrunken (aber nicht viel, damit ich fit bliebe…). Dabei und danach war etwas Zeit für Unterhaltung. Aber das war nicht lange, da nicht nur ich müde war und der Bauer nochmals in den Stall gehen musste.
Ich frage mich auch wie der Hof weiter bewirtschaftet werden kann, wenn die Mutter (und der Vater) ausfällt und der Bauer alleine ist. Freiwillige Helfer reichen dann wohl nicht aus.
Letztendlich bin ich froh und dankbar, dass ich mich für einen Einsatz entschlossen habe. Auch finde ich es gut zwei unterschiedliche Bauernhöfe kennengelernt zu haben. Es war anstrengend aber eine gute und unvergessliche Erfahrung. Auf alle Fälle werde ich es weiterempfehlen.
Auch Ihnen vielen Dank für Ihre Arbeit.
Mit freundlichen Grüßen
Harald S.