03 Sep Erlebnisbericht aus dem Ridnauntal August 2019
Eine Zeit bei einer Bergbäuerin in Südtirol
Seit mir ein Bekannter von seiner dreimonatigen Auszeit auf einem Bergbauernhof erzählt hatte, dachte ich: „Das möchte ich auch einmal machen!“ Dort für eine Zeit zu leben und zu arbeiten ist bestimmt ein Erlebnis! Am liebsten natürlich mit tollem Blick ins Tal…
Die Seite von der Bergbauernhilfe ist informativ, nach dem Abschicken des Anmeldeformulars kam das Telefoninterview. Dass ich wenig landwirtschaftliche Vorerfahrungen habe mache nichts. Es kamen verschiedene Hofvorschläge, die ich mir eigentlich alle hätte vorstellen können. Wie sollte ich da meinen Favorit benennen?
Am 10.08.19 ging es los, vorher hatte ich mit der Bäuerin telefoniert. Bergschuhe bräuchte ich, sonst wäre alles da, sie freuen sich auf mich. Ich stehe dann am Ort unten an der Brücke und rufe an: „Wohin genau soll ich jetzt fahren?“ „Das passt scho, immer den Berg hoch.“ Das gilt dann wortwörtlich, ich fahre wirklich, bis die Straße zu Ende ist, und bin froh, dass mir niemand entgegen kommt. (Schon bei der nächsten Fahrt weiche ich lächelnd aus, aber das ahne ich in dem Moment noch nicht). Dann bin ich angekommen. Darf nun in eine andere Welt eintauchen.
Jeden Morgen bekomme ich Kaffee gemacht. Die Kühe sind auf der Alm, daher beginnt der Tag gemütlicher. Es ist eine Abwechslung, morgens nicht genau zu wissen was am Tag so sein wird. Ob es regnen wird oder nicht bestimmt die Aufgaben, die anstehen.
Insgesamt war es sehr variantenreich und ich habe mitgemacht beim Heu mähen, umbroaten (also Heu dorthin wo noch nichts liegt und von dort wegnehmen wo viel liegt), wenden und schließlich zusammenrechen und einbringen (hagn). Schnell lerne ich: Die Wiesen sind steil, wenn man sie anschaut und machbar, wenn man einfach an einer Stelle beginnt und vor sich hin arbeitet.
Es waren Hund und Katzen morgens zu begrüßen, die Enten, Ziegen und Hühner zu füttern, der Stall auszumisten, es galt Zäune und den Garten in Ordnung zu halten und die Blumen zu gießen, Marmelade zu kochen oder Schnittlauch und Petersilie für den Winter einfrieren, Heidelbeeren sammeln gehen sowie Wäsche zu machen. Leckere südtiroler Köstlichkeiten gab es und so konnte ich auch mithelfen beim Kochen und hinterher beim Küche aufräumen.
Die Herzlichkeit, die ich erfahren durfte, das Dabeisein beim Alltag einer Südtiroler Bergbauernfamilie, hat mein Leben bereichert und mir viel Erfahrung gebracht; großen Respekt habe ich vor der Leistung der Bergbauern.
Zuerst staune ich da, dass es am Sonntag hieß „Kim, tiamer Berg gehn“ – und dann merke ich, dass sich mehrere zusammen getan haben: Der Start ist auf der Alm und jeder hält mit Fernglas Ausschau nach den eigenen Tieren. Ziegen werden mit „Leckerli“ angelockt und ggfs. wieder über den Grat zum richtigen Tal getrieben.
Sonntags wird nur das Nötigste gearbeitet, und die Familie nimmt mich mit auf die Alm oder zum Dorffest, wo traditionelle Handwerkskunst vorgeführt.
Empfehlen kann ich einen Einsatz allen, die
… Freude daran haben, Neues zu lernen und sich Herausforderungen zu stellen
… am Abend merken möchten, dass sie tagsüber etwas getan haben
… einmal mit einer Südtiroler Familie am Tisch sitzen und die Unterhaltung im Dialekt versuchen möchten zu verstehen.
Am 31.08. sagte ich „Pfiati“ und vielen herzlichen Dank an die Familie für einen unvergesslichen Aufenthalt…
Daniela Ehrig