15 Jun Erlebnisbericht aus dem Ridnauntal im Juni 2019
Arbeitseinsatz auf einem Bergbauernhof im Ridnauntal vom 15.06.2019-22.06.2019
Mitte Juni durfte ich für eine Woche auf einem Bergbauernhof in Südtirol leben und mithelfen. Bereits die ersten telefonischen Kontakte mit der Bäuerin waren sehr unkompliziert und nett gewesen, sodass ich mich gespannt und erwartungsfroh auf den Weg über den Brenner machte. Trotz der vielen Arbeit auf dem Hof wurde ich von einem Familienmitglied am Bahnhof abgeholt, bevor es dann auf knapp 1400 Meter auf die Sonnenseite des Ridnauntals hinaufging. Freundlich und unvoreingenommen empfingen mich die Bauersleute aber auch die Tiere, -Kühe, Kälber, Hühner, Enten, 3 Katzen und ein wunderschöner Border Colli. Das Panorama vom Hof mit Blick auf die Gletscherberge war für mich überwältigend und ich habe es während der ganzen Woche sehr genossen einfach immer wieder nur zu schauen. Mit Geduld und Humor ließen mich die Bauersleute an ihrem Leben teilhaben. Es gab viel Neues zu lernen im Stall, in der Milchküche, auf den steilen Wiesen, beim Kühe treiben und in Küche und Haushalt. Immer wurde ich ermuntert mir auch Zeit zu lassen und mir eine Pause zu gönnen, sodass nach und nach die Hektik des Alltags von mir abfiel. Durch die ungewohnte körperliche Arbeit war ich abends wunderbar müde und fand trotz regelmäßiger nächtlicher Gewitter schnell in den Schlaf. Morgens wurde ich vom Geschrei des Hahns und dem Muh der Kühe geweckt.
Jeder Tag war anders und natürlich auch durch die Gegebenheiten des Wetters geprägt. Ich lernte plötzlich das Wetter im Hinblick auf die existentiellen Notwendigkeiten z.B. der Heuernte zu sehen und bekam zu spüren, wie schnell die Arbeit eines ganzen Nachmittages durch einen Gewitterschauer zunichte gemacht werden konnte. Auch wurde mir rasch klar, dass die Kühe mir meine Unerfahrenheit anmerkten, und sich zumindest am Anfang wenig beeindruckt zeigten, von meinem Bemühen sie anzutreiben. Doch ich lernte im Laufe der Woche dazu und bin stolz zumindest am letzten Tag ganz alleine die Kühe erfolgreich wieder nach Hause gebracht zu haben. Bei den vielen neuen Erfahrungen war es auch erholsam altbekannte Tätigkeiten im Haushalt, wie z.B. waschen, kochen und putzen zu übernehmen und damit etwas zur Entlastung bei zu tragen. Toll war es auch, wenn die Bäuerin typische Südtiroler Speisen wie z.B. „Kartoffelblattlen“ oder Speckknödel zubereitete oder ich das leckere Schüttelbrot probieren konnte. Die Südtiroler Küche war ein Erlebnis für sich und der Südtiroler Dialekt für mich wie eine Fremdsprache. Ohne Worte verstand ich mich vor allem mit den Katzen und dem Hund und das war wunderschön. Ein besonderes Erlebnis war der Besuch der Gedenkmesse für den verstorbenen Großvater in der Totenkappelle. Nicht nur die zwei eindrücklichen Darstellungen des Todes mit Sense und Armbrust in der Friedhofskapelle, sondern auch der Gang über den Friedhof mit der Bäuerin, hat mir wieder einmal gezeigt wie schnell der Tod auch über junge Menschen durch Unfälle und Krankheit hereinbrechen kann. Umso dankbarer für die wunderschönen Tage auf dem Bergbauernhof, kehrte ich mit frischen Eiern und einem Südtiroler Brotlaib im Gepäck in meinen Alltag als Hausärztin nach Deutschland zurück. Eins ist sicher: ich komme wieder.