01 Aug Erlebnisbericht aus dem Vinschgau Juli 2020
Im Juli 2020 habe ich meinen ersten Arbeitseinsatz für die Bergbauernhilfe Südtirol geleistet.
Geplant im Dezember 2019, kam im März 2020 die Corona Pandemie dazwischen. Im April 2020 kamen dann doch sechs Hofvorschläge, von denen ich dann den von mir favorisierten Hof im Münstertal im Vinschgau auch zugeteilt bekam.
Es folgten ein paar Telefonate mit dem Hof, bis im Juni klar war, eine Einreise nach Italien ist möglich. Am 10. Juli kam ich dann abends um 22 Uhr auf dem Hof an. In der Dunkelheit konnte ich den Hof nicht alleine finden und wurde dann von zwei Damen aus dem Dorf zum Hof der Familie „eskortiert“. Damit war der Einstand im Dorf gleich gelungen, „die Helferin aus Deutschland ist da“!
Ich konnte ein eigenes Zimmer mit Balkon beziehen und fühlte mich gleich zuhause.
Die Familie des Hofes hat Milchvieh und Wiesen und brauchte meine Hilfe genau zur Zeit des ersten Schnittes. Der Bauer zeigte mir mit viel Geduld und Humor meine Arbeit. Wir arbeiteten nahezu die gesamte Zeit zusammen. Morgens um 7 Uhr ging es in den Stall, die Kühe melken und die Kälber versorgen. War auch ein Teil des Viehs zur „Sommerfrische“ auf der Alm, waren einige Kühe im Stall und mussten gemolken und versorgt werden. Dies wiederholte sich abends um 19 Uhr für weitere 2 Stunden.
In der Woche kam eine Köchin ins Haus und kochte für die Familie und den 94-jährigen Senior und sorgte für System im Haushalt. War die Köchin verhindert, fiel das Kochen an mich. Mit einem holzbefeuerten Herd eine echte Herausforderung, die ich jedoch mit viel Freude annahm.
Dann wurde gemäht und das Heu eingebracht. Es waren einfach Unmengen an Heu, duftend und frisch, unglaubliche Mengen, die gemäht, gewendet, aufgeschichtet, abgefahren und eingebracht werden mussten. Die Feinarbeit mit dem Rechen oblag mir. Teilweise wurde auf steilen Stücken noch von Hand gesenst, natürlich Männerarbeit. Alle halfen beim Heuen mit, auch die beiden Brüder, die anderen Jobs nachgingen. Jeder im Haus hatte seine Aufgaben, die er zu seiner eigentlichen Aufgabe übernahm.
Ein besonderes Geschenk für mich war neben der Aufnahme in die Familie die Gemeinschaft im Dorf. Regelmäßig kamen Nachbarn vorbei für ein kleines Schwätzchen.
Für mich war die Zeit auf dem Hof eine wunderbare Abwechslung zu meiner Arbeit zuhause. Die harte Arbeit an der frischen Luft, in der wunderschönen Landschaft des Vinschgaus mit Bergen, klarer Luft und Wind, mit der Beregnung, die überall für frischgrüne Wiesen sorgte, das Eingebunden sein in eine Gemeinschaft, die es schätzte, dass ich da war, hat mir so viel Kraft gegeben.
Wir haben viel gearbeitet, viel geredet, gut gegessen, abends noch auf der Bank im Garten gesessen und manchmal war auch Zeit für kleine Wanderungen, bei denen ich die Schönheit des vom Tourismus noch weitgehend unberührten Münstertals entdecken konnte.
Ein Arbeitseinsatz auf einem Hof ist nicht nur ein Geschenk an die Südtiroler Bauern, auch man selbst kann sehr viel mitnehmen. Ich habe Hochachtung vor der Leistung der Bauern, die tagaus, tagein das Vieh versorgen, morgens um 4.30 aufstehen, um die Milch zur Sammelstelle zu bringen und dann in die Tagesarbeit starten. Lange war ich abends nicht mehr so zufrieden und erschöpft! Schön auch, wenn das Gekochte zufrieden verspeist wird, und der Herd beim Kochen nicht ausgegangen ist.
Ich werde wiederkommen!
Dank an Frau Thaler und ihr Team für die sehr persönliche Betreuung.