14 Okt Erlebnisbericht Sommer 2020
Ahrntal – Sarntal – Vinschgau – Burggrafenamt
Elf Wochen Ernteeinsatz in Südtirol –Erinnerungen und Erfahrungen fürs Leben
2020 hatten wir Zeit für uns, ein Sabbat-Jahr, Zeit, in der wir durch Reisen unseren Horizont erweitern und neue Erfahrungen machen wollten. Dabei wollten wir nicht nur Touristen sein, sondern mithelfen, das Leben der Bergbauern kennenlernen und an deren Alltag teilhaben.
Durch die Covid Pandemie war lange unklar, ob wir würden fahren können. Unser Aufenthalt auf insgesamt fünf Berghöfen sollte am 01. Juni beginnen und bis 16. August dauern, doch noch im Mai waren die Grenzen dicht. Als Italien sie wieder öffnete, standen wir am 03. Juni gleich morgens am Brenner, bereit der diesjährigen Heuernte unseren Stempel aufzudrücken, auch wenn wir noch Novizen waren. Erstes Ziel war das Ahrntal. Doch dann das: schon in Bozen fielen die ersten Regentropfen und es hörte mit kleinen Pausen praktisch 12 Tage nicht mehr auf. Zu tun gibt es trotzdem immer genug auf einem Hof und alles war für uns neu. So haben wir mit dem Dampfstrahler die Milchkammer auf Vordermann gebracht, den Kuhstall von oben bis unten gesäubert, melken und misten gelernt und auf einem Holzherd gekocht. Und dabei haben wir die gesamte Zeit mit unserem Bauern verbracht, gemeinsame Mahlzeiten zu uns genommen und viel über die Härten und das Leben als alleinstehender Bergbauer gelernt. Und am Ende der knapp zwei Wochen konnten wir wenigstens noch etwas Gras für das Silo ernten, für den Heustadel war es immer noch zu nass.
Auf den nächsten Stationen im Sarntal und Vinschgau hätten wir uns dann manchmal einen Regentag gewünscht, denn die Wiesen an den Höfen waren teilweise schon sehr steil. Für uns immer wieder beeindruckend, in welchen Steillagen die Bauern immer noch Maschinen bedienen konnten. Wir hatten bei diesen Neigungen oft mit Rechen, Gabel und uns schon genug Schwierigkeiten. Trotzdem war es ein tolles Gefühl, Fuder um Fuder oft nach Kräutern (besonders Thymian) duftendes Heu in die Stadel einzufahren. Und so gab es viele Abende, an denen wir todmüde, aber auch sehr glücklich in unsere Betten fielen. Als wir einer Bäuerin sagten: „Wenn Ihr im Winter die Kühe füttert, denkt Ihr aber mal an uns!“, ernteten wir ein Schmunzeln, scheinbar vergeht kein Helfereinsatz, ohne dass dieser Satz irgendwann fällt.
Nicht zuletzt die großartige Organisation durch den Verein für freiwillige Arbeitseinsätze (VFA) ermöglichte es uns, eine ungeheure Menge an unterschiedlichen Eindrücken zu sammeln, Erfahrungen zu machen und Tätigkeiten auszuprobieren.
Von einer einfachen Schlafstube, in einem alten Erbhof, holzgetäfelt und wunderschön, bis zu einem eigenen Bauernhaus für uns allein, haben wir alle Arten der Unterbringung kennengelernt, jede für sich ein Erlebnis. Auch der Familienanschluss variierte von Ein-Personen-Haushalt zu 8-köpfigem 3-Generationen-Haus. Wir haben jedes für sich angenommen und geschätzt. Es waren die Menschen, die wir in dieser Zeit kennengelernt haben, die den Aufenthalt in Südtirol zu dem gemacht haben, was wir uns erhofft hatten, als wir uns für den Freiwilligeneinsatz entschieden.
Gab es einmal kein Heu zu ernten, haben wir Holz gesägt, gespalten und aufgesetzt, Zäune repariert, Kartoffeln gejätet, Erdbeeren gepflückt, Ferienwohnungen in Ordnung gehalten, selbst beim Honig schleudern durften wir dabei sein. Kühe, Kälber, Schafe, Hunde, Katzen, Hühner, die auf den Höfen als Nutztiere selbstverständlich sind, haben wir erlebt und sehr gemocht.
„Memories for life“ – „Erinnerungen fürs Leben“, unter diesem Motto sind wir angetreten und mit einem bunten Strauß an Erinnerungen kehren wir zurück, um möglichst bald wieder zurück zu kehren, nach Südtirol – als Erntehelfer.