30 Apr Landwirt – April 2021
VFA: nach 25 Jahren schwarze Zahlen
Der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze feiert heuer seinen 25sten Geburtstag. Und damit einen Etappensieg: Erstmals in seiner Geschichte hat der Verein einen Saldenüberschuss vorzuweisen. Ein Grund mehr, sich zu freuen… von Renate Anna Rubner
Im Jahr 1996 startete ein Pilotprojekt: Auf Initiative von Südtiroler Bauernbund und Südtiroler Jugendring organisierte und koordinierte Markus Breitenberger freiwillige Erntehelferinnen und Erntehelfer für Südtiroler Bergbauernhöfe. Zwischen 15. Juni und 31. August gingen so 39 Freiwillige insgesamt 31 Bauernfamilien aus dem Sarntal, dem Ahrntal, aus Sand in Taufers, Ulten und St. Pankraz bei der Heuernte zur Hand: 31 aus Südtirol, sechs aus Deutschland und zwei aus Österreich, ein Drittel davon Frauen. Am 13. September wurde der Erfolg dieses Pilotprojekts mit allen Beteiligten gefeiert: auf der Haselburg in Bozen.
Das ist nun 25 Jahre her und war die Basis für die Gründung des Vereins Freiwillige Arbeitseinsätze VFA, die am 8. Mai 1997 zwischen Bauernbund, Jugendring, Caritas und Lebenshilfe urkundlich besiegelt wurde.
Dieses Jubiläum wurde bei der Mitgliederversammlung des Vereins am Freitag, dem 23. April, gefeiert. Es gab aber noch einen anderen Grund zur Freude: Obmann Georg Mayr konnte bei dieser Gelegenheit erstmals in der Geschichte des Vereins eine positive Gewinn und- Verlust-Rechnung vorlegen.
Finanzierung immer schwierig
Bereits seit seinen Anfängen ist der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze auf Beiträge und Zuwendungen öffentlicher und privater Unterstützer angewiesen. Den Großteil seiner Finanzierung erhält er alljährlich über das Amt für Senioren, gefolgt von Südtiroler Bauernbund, der Caritas und der Stiftung Südtiroler Sparkasse.
Trotzdem war es immer schwierig, die Kosten des Vereins zu decken. Eine große Hilfe kam vor einigen Jahren von der Aspiag, die dem Verein einen großen Geldbetrag überwies, der aus dem Verkauf der Einkaufstaschen in den Supermärkten des Handelsunternehmens abgezweigt wurde. Auch in den Folgejahren gab es immer wieder Spenden von der Aspiag für den Verein Freiwillige Arbeitseinsätze.
Seit Jahren erhält der Verein auch Unterstützungsbeiträge von den Bezirksgemeinschaften Salten-Schlern und Überetsch-Unterland. Im Jahr 2020 bekam der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze erstmals auch von der Bezirksgemeinschaft Vinschgau und vom Raiffeisen Hilfsfonds einen Beitrag für seine Tätigkeit.
Zudem fielen im letzten Jahr die Zuwendungen der fünf Promille stärker ins Gewicht als in anderen Jahren: Zum einen weil erstmals zwei Beitragsjahre in einem Jahr ausgezahlt wurden, zum anderen waren auch die Summen höher als bisher: Für das Bezugsjahr 2019/2018 erhielt der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze 17.508,83 Euro ausbezahlt und für das Bezugsjahr 2018/2017 sogar 19.615,99 Euro. Damit erklärt sich auch der für das Jahr 2020 erzielte Saldenüberschuss, den der Verein verbuchen kann.
„Wir freuen uns natürlich sehr über die große Unterstützung, die wir immer wieder erhalten. Und auch über unsere erste positive Bilanz“, sagt Obmann Georg Mayr, der dem Verein seit seinen Anfängen als Obmann vorsteht. „Wir hoffen natürlich auch weiterhin auf die Unterstützung der Träger des Vereins, der Landesverwaltung und aller Förderer.“
Engagement ungebremst
Auch das Engagement des Vereins und das der freiwilligen Helferinnen und Helfer ist ungebremst, trotz oder vielleicht gerade wegen Corona, meint Monika Thaler, Koordinatorin des Vereins Freiwillige Arbeitseinsätze. Auf die aktuelle Situation ging auch Landesrätin Waltraud Deeg ein: „Es war ein schwieriges Jahr, für alle. Wenn man die Rahmenbedingungen und die Umstände kennt, unter denen der Verein gearbeitet hat, dann weiß man, dass finanziell und menschlich Großartiges geleistet wurde.“ Eine Sache sei es, zu sehen, und eine andere, zu erleben, wieviel Arbeit hinter den steilen und schön gemähten Wiesen steckt. Es tue jedem gut, das einmal am eigenen Leibe zu erfahren.
Im Jahr 2020 haben sich laut Monika Thaler wieder mehr Helferinnen und Helfer angemeldet als die drei Jahre zuvor. Erfreulich dabei war besonders, dass der Anteil an Südtirolerinnen und Südtirolern um 2,8 Prozent zugenommen hat und im Jahr 2020 bei 24 Prozent lag. Allerdings war die Verlustrate zwischen angemeldeten und jenen Personen, die letztendlich wirklich einen Einsatz leisteten, im letzten Jahr deutlich höher (fast +10 %) als die Jahre zuvor. „Das war in Anbetracht der schwierigen Situation natürlich nachvollziehbar und verständlich“, sagt Monika Thaler. „Ältere Leute haben sich nicht mehr getraut zu reisen, anderen wurde der Urlaub gestrichen, oder sie mussten absagen, weil sie ihre Arbeit verloren hatten.“ Insgesamt keine einfache Situation.
2020 hoher Arbeitsaufwand
Entsprechend hoch war der Aufwand im Büro des Vereins: „Es gab viele Anfragen von Interessierten, viele Beratungsgespräche, dann mussten Einsätze verschoben, umorganisiert und umgeplant werden. Mehr Arbeit für uns“, sagt Monika Thaler. Am Jahresende stimmte der Output aber trotzdem: So leisteten auch im Jahr 2020 wieder 2197 freiwillige Helferinnen und Helfer auf 277 Höfen in ganz Südtirol insgesamt 16.021 Arbeitstage. Die Bergbauernhöfe liegen schwerpunktmäßig im Vinschgau, Burggrafenamt und Pustertal.
Die Freiwilligen kommen zu 66 Prozent aus Deutschland, gefolgt von Südtirolerinnen und Südtirolern (24 %) und zu sechs Prozent aus dem restlichen Italien, wenige auch aus der Schweiz, aus Österreich und einigen anderen Ländern. Innerhalb Südtirols kommen die meisten Freiwilligen mit 32 Prozent Anteil aus dem Raum Bozen, gefolgt vom Pustertal mit 20,5 Prozent, Unterland (14 %), dem Eisacktal (13,9 %), Burggrafenamt (12,5 %) und dem Vinschgau (6,8 %).
Zugenommen haben laut Thaler Gruppeneinsätze, das sei erfreulich und vor allem deshalb vorteilhaft, weil die guten/sonnigen Tage zur Heuernte im Juni erfahrungsgemäß immer weniger werden.
„Deutlich gesunken sind im Jahr 2020 allerdings die Anfragen der Bauern“, erklärt die Koordinatorin. Grund dafür war wohl die Angst, sich durch eine freiwillige Helferin, einen freiwilligen Helfer Corona auf den Hof zu holen. „Dadurch konnten wir die verbliebenen Bäuerinnen und Bauern zum Großteil gut bedienen.“