20 Okt Westfälische Nachrichten – Oktober 2023
Freiwilliger Arbeitseinsatz: Friedensschüler packen kräftig an
Münster – Münsteraner in Südtirol – dieser Umstand allein sorgt nicht unbedingt für großes Aufsehen. Münsteraner, die in Südtirol zwölf Stunden am Tag wortwörtlich ackern, dagegen schon eher. Von Björn Meyer
Michael von Husen kennt die Arbeit aus Bergbauernhöfen in Südtirol. Privat war er dort bereits – um mitzuhelfen. Sicher, kein gewöhnlicher Urlaub, dafür aber einer, der laut van Husen einen entscheidenden Vorteil bietet: „Man ist kein Tourist, sondern ist sofort drin in der jeweiligen Familie.“ Erstmals war der Lehrer der münsterischen Friedensschule nun auch im Rahmen eines Schulprojekts für eine Woche in Südtirol. Lange Arbeitstage, mit körperlich harter Arbeit – überraschend viele Schüler hatten sich dafür im Rahmen der Projekt- und Wanderwoche freiwillig gemeldet.
Bislang war es laut van Husen offenbar nicht allzu oft vorgekommen, dass sich eine ganze Schülergruppe für die Arbeitseinsätze in Südtirol gemeldet hatte. Mit einer Gruppe aus Berlin, so erfuhr van Husen im Rahmender Anmeldung der Friedensschüler, gab es zudem offenbar nicht unbedingt die besten Erfahrungen. Durch 17 münsterische Schüler und Schülerinnen dürfte sich diese Wahrnehmung nun geändert haben. „Ich bin die 9 Höfe, auf denen die Schüler und Schülerinnen eingesetzt waren, immer mit dem Fahrrad abgefahren“, erzählt Michael van Husen. Leicht dürfte ihm das so ganz nebenbei nicht gefallen sein. Immerhin liegen die meisten Höfe auf einer Höhe von rund 1500 Metern. Doch auch die Schüler hatten ein hartes Programm.
Vor dem Frühstück zunächst ein bis zwei Stunden Arbeit im Stall, nach der ersten Mahlzeit bis zum Mittag und dann schließlich bis zum Abend aufs Feld. Und nach dem Abendessen noch einmal in den Stall. So umreißt van Husen einen typischen Tagesablauf für die Schüler. Die Feldarbeit finde dazu am Hang statt: Die Waden stehen ständig unter Spannung, das ist körperlich schwere Arbeit“, so van Husen. Dementsprechend „platt“ seien die Jugendlichen gewesen, doch auch zufrieden: „Auch wenn da natürlich auch nicht immer alles Gold ist, was glänzt“, sagt van Husen mit Verweis auch so manche Eigenart der Bauern oder den merkwürdigen Großvater, der vielleicht auch noch am Hof lebt.
Gleichzeitig sei den Schüler und Schülerinnen für ihre Arbeit, für die sie nur Kost und Logis erhielten, aber auch eine Menge Wertschätzung entgegengebracht worden. Erst auf den Höfen, schließlich auch noch bei einem Erntedankfest in Bozen, für das die Gruppe ihren Aufenthalt extra verlängert hatte. Bei einem Gruppenfoto hatten die Münsteraner dort die volle Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Es kam zu Nachfragen, was das denn für eine Gruppe sei – und schließlich viel Lob für das Engagement der Schüler, so erzählt es van Husen, der betont: „Das war echte Hochachtung“.
Das Fazit des Lehrers fällt übrigens dementsprechend aus. Er hoffe, so van Husen, dass sich dieses Angebot verstetige und in Zukunft noch mehr Friedensschüler in Südtirol helfen werden.