Westfälische Nachrichten – Oktober 2024

Westfälische Nachrichten – Oktober 2024

Friedensschüler im Arbeitseinsatz auf Bergbauernhöfen 
Ackern auf den Äckern in Italien

MÜNSTER. Michael van Husen wusste bereits vorab, was seine fünf Schülerinnen und Schüler der Friedensschule auf den Bergbauernhöfen in Italiens nördlichster Provinz erwartet – und zwar eine menge „Schweiß und Wadenkrämpfe“. Denn die vier Höfe liegen auf 1500 Höhenmetern im sonnigen Vinschgau. In diesem besonderen Fall wird die Sonne eher zur Herausforderung.

Der Arbeitstag läuft für die Friedensschüler, die auf vier Bergbauernhöfe verteilt werden, extrem mühsam: Ob schon um fünf Uhr morgens vor dem Frühstück, oder auch noch einmal nach dem Abendessen, gearbeitet wird von morgens bis abends entweder auf dem steilen Feld oder im Stall zwischen Ziegen und Kühen, berichtet van Husen. Die Verpflegung stellt die Gastfamilie. Denn für sechs Tage gehören die Schüler zur Familie auf dem Hof. Für ihre Arbeit auf den Feldern oder im Stall gibt es „Kost und Logis“ – oftmals ganz einfach. Dadurch komme es für den einen oder andere Friedensschüler auch einmal zu ungewöhnlichen Situationen: Van Husen schildert lachend das Erlebnis einer Schülerin die im vergangenen Jahr das morgendliche Butterbrot, ohne Teller, vom Tisch gegessen habe. „Dort herrschen nun mal andere Verhältnisse, vor allem ein anderes zu Sauberkeit“, berichtet van Husen. 

Schon im vergangenen Jahr hatte Lehrer van Husen mehrere Schüler bei ihrem freiwilligen Dienst begleitet – im Rahmen der Projekt- und Wanderwoche. Bei der Aktion in den Südtiroler Bergen geht es darum Bauernfamilie zu unterstützen, die wegen der Hoflage, ihres Alters oder auch krankheitsbedingt auf jede Hilfe angewiesen sind.

Die jungen Teilzeit- Bäuerinnen und -Bauern aus Münster fallen nach zehn Stunden Einsatz, am Ende des Tages „erschöpft, aber auch stolz in ihre Betten“, sagt van Husen. Sie lernen jeden Tag dazu und haben „Hochachtung vor den Bauern, die zumeist auch noch einen Zweitjob haben“, teilt der Lehrer mit. Er selbst fährt die einzelnen Bauernhöfe jeden Tag mit dem Fahrrad ab und lernt die Familien ebenfalls kennen. Wadenkrämpfe bekommen also nicht nur die Schüler.
Auch van Husen berichtet allerdings von einem Laib Käse und einer Einladung zum Essen, die er einst dankend angekommen hatte. Die Anfahrt mit dem Fahrrad – bei praller Sonne – hatte sich für ihn mehr als gelohnt. Und auch das Fazit der Landwirte auf Zeit fällt meist vollkommen positiv aus: „Das ist kein Urlaub auf dem Bergbauernhof, aber das erlebt zu haben war klasse“, so van Husen nach den vergangenen Jahren. Den Hilfskräften werde von den Bauernfamilien viel Wertschätzung entgegengebracht. Eine Fortsetzung im nächsten Jahr finde definitiv statt.